Kälte und Nässe
Das Wetter ist noch nässer und vor allem kälter geworden in den letzten zwei Tagen. Das hat zu zwei wunderbaren Nächten geführt. Normalerweise suche ich mir einen Ort zum wild Zelten, esse, sitze noch herum, und wenn es dunkel wird baue ich mein Zelt auf und gehe schlafen. Da das Essen und Herumsitzen außen unmöglich geworden ist, habe ich die letzten zwei Nächte schon um 18:30 Uhr oder so mein Zelt aufgebaut, im Regen, eine Tür aufgemacht und hochgebunden, mich warm eingepackt (Fleece über Fleece lautet die Devise), und dann vor mich hingeköchelt, getrunken (Janoschs halbe Flasche Rotwein wärmt wunderbar von innen) und gelesen, alle Taschen irgendwie verstreut um mich herum im Zelt. Normalerweise packe ich auch morgens das Zelt schnell ein und frühstücke auf dem Weg, aber da ich am morgen noch so ein gemütliches Basecamp habe, frühstücke ich jetzt auch gemütlich an meiner Kochstelle am Zelteingang, bis ich vom Kaffee ermuntert und vom Haferbrei gestärkt bin.
Ein Zelt ist eine wunderbare Sache. Ich versuche es immer an einem Ort aufzustellen, an dem es praktisch ausgeschlossen ist, dass mir jemand begegnet. Dann schafft es so einen Hort der Gemütlichkeit und Geborgenheit, völlig aus dem Nichts. In ihm ist es wirklich warm und trocken, wenn es außen kalt und nass ist, was man eigentlich gar nicht glauben kann, wenn man die dünnen Wände betrachtet. Gleichzeitig ist man total im Kontakt mit der Natur: so viel Getier schaut mal kurz ins Zelt herein, oder schlürft langsam auf den Zeltwänden herum, oder zwitschert und krächzt nebenan. Vorgestern habe ich unter einem alten Birnbaum geschlafen, und am morgen fiel eine Birne auf das Zelt: das war ein völlig übertrieben lauter Knall.
Was ich noch gar nicht verstehe ist, wann das Zelt am morgen trocken ist, und wann nicht. Mein Vater versteht es. Heute schlafe ich auf einer kleinen Lichtung im Wald an einem Fluss, wahnsinnig idyllisch, und es hat die Nacht viel auf mein Zelt geregnet, aber heute morgen ist es sowohl von außen als auch von innen ganz trocken. Irgendwie verstehe ich (oder meine zu verstehen), dass die Bäume ein bisschen der Feuchtigkeit aufnehmen, und deshalb bei ihnen die Luft trockener sein könnte, aber – Come on! – ich schlafe hier an einem Fluss! Die letzten Tage war es immer von außen und vor allem von innen ganz nass, obwohl ich auch zumindest unter einem Baum geschlafen habe… ein weiteres Rätsel, von denen mir schon viele begegnet sind.
(Ein anderes Rätsel: Wie kann ein kleines Häuschen mit Türmchen – wie eine Miniaturkirche von einem Kind gemalt -, das sich „Schöpfwerk“ nennt, eine Pumpleistung von 7500 m^3/s haben? Das ist doch völlig wahnsinnig, bedenkt man, dass die riesige Donau im Schnitt 6800 m^3/s Wasser mit sich führt! Das sind siebeneinhalb Wasserwürfel mit 10m Kantenlänge! Pro Stunde: Ja. Pro Minute: Okay. Pro Sekunde: Rätselhaft.)